10/11 FEATURE memo-media.de memo-media.de Jürgen May ist ein Vordenker der Eventbranche der lautsprecher Neben den Berater:innen und Aktivist:innen zeigen Künstler:innen vermehrt mit ihren ureigensten Mitteln, was es heißt, die Welt zu retten: nämlich mit Poesie und starken Bildern. »ARE YOU READY?« soll bewusst ein freudiger, hoffnungsvoller Akt sein, mit dem das Detmolder TheatreFragile sein Publikum mitnimmt. Es sind Stimmen von Menschen, die sich für den Klimaschutz engagieren oder über ihre inneren Konflikte erzählen. Ein Chor, der wegen Corona verstummt, setzt sich trotz Stille in Bewegung. Masken beschwören die archetypischen Figuren der Gaia (die personifizierte Göttin Erde) und Frauen aller Kontinente, die unermüdlich für den Wandel kämpfen. Die Melange aus diesen Masken und Musik rahmt das dramatische Geschehen ein. Luzie Ackers und Marianne Cornil leiten die Performance, in der sich die Darstellerinnen durch einen Berg von Pappwürfeln hindurch arbeiten und jonglieren. Der Berg steht für die Last der erdrückenden Probleme, die gemeinsam zu handeln sind wie diese Stellvertreter-Requisiten. Es ist ein Trauerritual, aber eins, mit dem die fünf Akteurinnen Hoffnung versenden. Im September 2021 ging es dann in den Wald. Unter dem Titel »Wie du in den Wald hineinrufst …« lud das TheatreFragile zu einem künstlerischen Parcours durch den Wald im Heidental in Detmold. Konkrete Stimmen erklingen aus dem hölzernen Grün und lassen deren Bewohner:innen und Bewirtschafter:innen zu Wort kommen. Aus den Waldklängen schälen sich Stimmen: Förster, Holzfäller, Wildnispädagoge und Waldbesitzerin, Spaziersei anders Jürgen May bohrt dicke Bretter. Mit seiner etwas anderen Agentur 2bdifferent ist er im Überzeugungsfeldzug dafür, dass Nachhaltigkeit vom »Nice to have« zum »Must have« der Eventbranche wird – einer Branche, die sich lange hauptsächlich über pure Sinnesfreuden und exzessive Superlativen definiert hat. Seit 2012 kämpft er dafür, dass es nicht nur beim Versprechen von hehren Unternehmenswerten bleibt, sondern, dass das Ziel einer erfolgreichen Nachhaltigkeitsstrategie mit klaren Zielen für Unternehmen und Institutionen in der Event-, Sport-, Messe-, Kongress- und Filmwirtschaft definiert und auch umgesetzt wird. Jürgen May: »Wer heute nicht die Gesellschaft und Umwelt in ihrer Qualität in sein Geschäftsmodell einbindet, wird zukünftig ökonomisch keinen Erfolg haben können!« Nachhaltiges Handeln ist dabei, so May, ein Querschnittsthema und gilt in allen Unternehmensbereichen. Immer mehr auftraggebende Unternehmen featuren den Nachhaltigkeitsgedanken bei ihren Aktivitäten. Die »Unternehmen mit Eventkultur« suchen verstärkt Agenturen, Locations und Dienstleister:innen, die auf Planung und Umsetzung von nachhaltigen Events ausgerichtet sind. Es gibt kein Zurück mehr zu einem – wie auch immer gemeinten – »Normal« für die Branche. Die Klimaziele, Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu mindern und konkrete Emissionsreduktionsziele zu erreichen, gelten für alle Branchen. Stefan Lohmann will Veranstaltungen, die einen positiven Impact auf Natur und Gesellschaft haben Stefan Lohmann ist Aktivist. Er ist als »Öko«, wie er gerne zugibt, immer schon politisch und gesellschaftlich aktiv. Seit 2014 ist er selbstständig und als Entertainmentbroker bekannt. Er ist kein Leisesprecher und hat sich schnell durchgesetzt. Er rührt die Trommel aber nicht nur für sich selbst. Er initiiert Aufrufe und Initiativen für mehr Nachhaltigkeit in der Eventbranche und ist für das Thema Nachhaltigkeit auch zunehmend als Redner und Autor gefragt. Er ist überzeugt, dass wir als Branche verstehen müssen, dass Nachhaltigkeit nicht das Problem unserer Branche ist, sondern die Lösung! Das ist sein Credo. Wir sind in der Lage, Veranstaltungen zu organisieren, die einen positiven Impact auf Natur und Gesellschaft haben: »Warum machen wir das nicht einfach zur Grundregel? Warum sollten wir Veranstaltungen organisieren, die der Umwelt schaden und der Gesellschaft Nachteile bringen? Das ergibt doch gar keinen Sinn, oder?« Nachhaltigkeit ist die Grundlage von allem. Nachhaltiges Leben und nachhaltiges Arbeiten. Im Einklang mit der Natur und der Gesellschaft. Er ist überzeugt, dass man dabei genauso viel Spaß haben kann. Denn schließlich gibt es nachhaltiges Bier, nachhaltigen Wein und nachhaltigen Wodka gibt es auch. Inzwischen betreut Lohmann den deutschen Nachhaltigkeitspreis und er vertritt das eigene nachhaltige Berlin Show Orchestra. Darüber hinaus hat er ein Netzwerk gesponnen, das bis 2025 Event-Klimaneutralität erreichen will. seid ihr bereit? Foto: Wolf Sondermann gänger und Naturschützerin erzählen, was sie im Wald finden. Der Wald wird zur neuen Perspektive: »Der Ort, der vielfältig als Erholungsort und als wirtschaftliche Ressource genutzt wird, verkörpert heute an vielen Stellen das Bild einer kollabierenden Gesellschaft. Im Wald treffen widersprüchliche Konzepte und Bedürfnisse unserer Gesellschaft aufeinander.« Dass der Wald ein Sehnsuchts- wie Poesieort der Deutschen ist, macht die interaktive, begehbare Installation in der Natur klar. Ein Sehnsuchtsort, der zu bewahren ist. Und dessen Schönheit durch die Bespielung und dem damit einhergehenden Perspektivwechsel deutlich wird. die neue stadt INFO Das Projekt Utopiastadt in Wuppertal Der Rückzug in die Natur kann nicht das Mittel sein. Die meisten Menschen leben heute in Städten. Nachhaltigkeit muss also zur Triebfeder einer neuen Urbanität werden. In der Schwebebahnstadt Wuppertal findet »ein andauernder Gesellschaftskongress mit Ambitionen und Wirkung statt«: die Utopiastadt. Hier kommen Menschen einfach so zusammen. Da bietet sich der Ansatzpunkt für den Hebel, Stadt nachhaltig zu gestalten. So verleihen die Utopiastädter:innen zusammen Fahrräder, diskutieren über die Entwicklung von ihrer Stadt, teilen Werkzeuge, nutzen Coworking-Arbeitsplätze, sanieren einen alten Bahnhof und sichern Brachflächen für Neues. Die Pforte ist das Café Hutmacher. Der Tresen ist aus alten Büchern gemacht, die Sitzmöbel sind von Speichern, aus Kellern oder vom Sperrmüll und das eigene Bier heißt »Bärtig Bräu«, stammt aus der Region, hat Bio-Standard und finanziert mit Teilen seines Ertrages Projekte im Quartier. Daneben findet sich die Gemeinschaftswerkstatt. In ihr tummeln sich Fahrräder, Bandschleifer und Lasercutter. Engagierte Menschen rund um Utopiastadt renovieren auch die alte Gepäckabfertigung nebenan, um noch mehr Werkstatt zu schaffen, in der die Werkzeuge und Maschinen geteilt werden. Der ehemalige Wartesaal 3. Klasse ist Bühne, Kunstgalerie oder Wohnzimmer für Partys. Wer dort einen der fair-gehandelten Biotees probiert, kann ihn mit Honig aus Utopiastadt-Bienenstöcken süßen. Allerdings ist Utopia-stadt mehr als Idyll. Bildungsangebote und politischer Anspruch, die Polis aktiv zu gestalten, gehören dazu. Erkenntnisse, die vor Ort aus dem Zusammentreffen der über 200 Ehrenamtler:innen in den vielen Projekten entstehen, sind nicht nur für Wuppertal interessant. Aus diesem Grund ist Utopiastadt auch über die eigenen Stadtgrenzen hinaus aktiv, um die hier gemachten Erfahrungen mit anderen zu teilen, daran zu forschen und auch wieder neue Erkenntnisse zurück nach Wuppertal zu holen. Eine positive Zukunft ist denkbar, auch wenn uns der Berg der Probleme erst mal wie beim TheatreFragile zu erschlagen scheint. Aus Keimzellen wie der Wuppertaler Utopiastadt wächst Gemeinsinn und Hoffnung, denn das zweihundertjährige Profitstreben des konsum- und konkurrenzbasierten Kapitalismus zerstört die Lebensgrundlagen der Menschheit. Nach Adam Smith und Milton Friedman sind jetzt andere an der Reihe. Maja Göpel entwirft das Modell einer Kreislaufwirtschaft, die es nicht nur wert ist, ausprobiert zu werden, sondern dringend benötigt wird, um Gerechtigkeit herzustellen. Auch in der Event- und Kulturbranche, die sich vor Corona noch in Superlativen gefiel, sind Vordenker:innen und Vorkämpfer:innen wie Jürgen May und Stefan Lohmann für ein nachhaltigeres Wirtschaften sichtbar und nicht mehr zu überhören. Es ist an der Zeit, daraus Cluster zu bilden und diese zu vernetzen. A positive future is in fact conceivable, even if the mountain of problems facing us appears to be insurmountable, as is impressively staged by the TheatreFragile act. A sense of solidarity and hope grows from small nuclei such as Utopiastadt in Wuppertal, because the past two hundred years of pursuit of profit inherent to consumption and competition-oriented capitalism is actually destroying mankind's livelihoods. According to Adam Smith and Milton Friedman, it is now time for others to step up to the plate. Maja Göpel has devised a model of a circular economy, which is not only worth being put to trial but is also required to assure justice and fairness to all. In the event and culture industry, which prior to the corona crisis was riding high, the masterminds and pioneers for more sustainable action such as Jürgen May and Stefan Lohmann are highly visible and audible. It's now time to build clusters and to link these with each other. Kontaktdaten auf www.eventbranchenverzeichnis.de
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