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showcases 2020-02 - Fokus Starke Worte

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Wie wichtig eine offene und klare Kommunikation ist, ist spätestens seit den Veränderungen der vergangenen Tage und Wochen klar. Worte können nicht nur begeistern, zu Tränen rühren oder zum Lachen bringen, sondern auch an die Vernunft appellieren und letztlich zu verantwortungsvollem Handeln auffordern. Die neue Ausgabe unseres showcases-Magazins richtet ihren Fokus auf das gesprochene Wort. Wir berichten über (Wort-) Künstler*innen, schenken Eventexpert*innen Gehör und blicken zurück auf die großen Branchen-Events, die Anfang des Jahres noch stattfinden konnten.

20/21 PORTRAIT AUS DEM

20/21 PORTRAIT AUS DEM HOCHADEL DER ELOQUENZ VON KATJA KAUL Wenn Lisa Eckhart dem Kabarett die Ehre gibt, fallen sofort ihre langgliedrigen, schlanken Finger auf, die in perfekt geformte Fingernägel münden. Mit ihnen dirigiert sie ihr Publikum, spielt auf dessen Empfindungsklaviatur und hegt gestenreich Worte ein, die sich raubkatzenhaft aus ihrem Mund bewegen. Eine große, schlanke Frau betritt die Bühne. Sie scheint von einem anderen Stern zu kommen und bringt die für sie überlebensnotwendige Atmosphäre gleich mit. Gestatten: das Gesamtkunstwerk Lisa Eckhart! Und, da jedes Kunstwerk einen Schrecken beinhalten muss, sonst ist es Dekoration, vereint sie den Hollywood-Glamour der Vierzigerjahre mit der bedrohlich-androgynen Aura einer Figur aus dem Struwwelpeter. Wie in Heinrich Hoffmanns Kinderbuch, wo der Schneider mit seiner großen Schere in die Stube springt und dem daumenlutschenden Konrad beide Daumen abschneidet, scheint auch bei Lisa Eckharts Auftritten unmittelbar Gefahr in Verzug. Man ahnt: Gleich wird es ein bisschen weh tun! Und richtig, mit dem verstandesblitzenden Klipp-Klapp ihrer analytisch-scharfen Wortschere befreit sie die Konrads im Publikum kurz darauf von allen falschen Tröstungen. Sie ist sich sicher, dass man erst über etwas lachen kann, was einen schmerzt. Folglich klang bereits der Titel ihres ersten Soloprogramms »Als ob Sie Besseres zu tun hätten« wie eine Ohrfeige. Dabei, so Eckhart, sei sie kein Freund der Provokation um ihrer selbst willen. Nein, die 28-jährige Österreicherin nutzt diese zur poetischen Intervention und blickt in tabuisierte gesellschaftliche Winkel, wo schon lange nicht mehr politisch-inkorrekt gewischt wurde. In schillernder Aufmachung, zielsicher navigierend zwischen Betörung und Verstörung, bedampft sie den Bühnenraum mit Geheimnis, hinterfragt moralische Standards und entlarvt unerbittlich jede Form von Heuchelei. Foto: Franziska Schrödinger

memo-media.de Lisa Eckhart hat die Wesenhaftigkeit einer wortgewandten Gottesanbeterin. Wo kommt so ein Gesamtkunstwerk her? Aus Leoben in der Steiermark. Dort kam Lisa 1992 auf die Welt. Sie studierte in Paris Germanistik und Slawistik mit dem Ziel, Lehrerin zu werden, doch das schulpflichtige Publikum erwies sich als wenig dankbar. Nach dem Master der Germanistik an der Sorbonne und der der Freien Universität zu Berlin absolvierte sie zahlreiche Vorsprechen an deutschen Schauspielschulen, die ihr erklärten, sie sei für die Bühne ungeeignet. Eigenwillig und geschmackssicher hatte Eckhart den Mephisto-Monolog aus Goethes Faust vorgetragen und nicht das Gretchen. Sie entdeckte den Poetry-Slam für sich, gewann 2015 die österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften und kam schließlich zum Kabarett. Seither feiert sie dort Triumphe, beehrt regelmäßig bekannte satirische Fernsehformate und darf zahlreiche Preise ihr eigen nennen, seit 2019 auch den Salzburger Stier. Bei Eckhart können Zuschauer sicher sein, dass sie etwas erwartet, das das Alltägliche übersteigt, herrlich schräg ist, geistreich und bis zur Sättigung getränkt mit rabenschwarzem Humor. In Zeiten des Coronavirus mahnt Eckhart vor jeglichen Sentimentalitäten gegenüber der Natur: »Wenn die Erde freundlich wäre, sähe Bärlauch nicht wie Maiglöckchen aus.« In ihrem aktuellen Soloprogramm »Die Vorteile des Lasters« fragt Eckhart, wie in einer Welt, die das Laster propagiert, überhaupt noch selbstbestimmt gesündigt werden kann. Jede poetische Worteinheit ist bei Eckhart genau platziert und von Gesten umschlossen, wie ein Diamant von seiner Fassung. Wenn sie sich verbal in immer elaboriertere Höhen hinaufschwingt und sprachliche Abweichungen ähnlich riskant erscheinen, wie der Griff eines Trapezkünstlers ins Leere, ist dies ebenso spektakulär wie die Genauigkeit des Denkens, die ihren virtuosen Wortspielen vorausgeht. Ihr Anspruch an sich selbst ist dabei kein geringerer als der, Kunst zu erschaffen: »Kunst ist für mich ein Endpunkt eines unstillbaren Strebens, dem man sich nur annähern kann«, sagt sie. Angeblich soll sich Eckhart über jeden Tag freuen, an dem nicht ans Licht kommt, dass ihre Texte von dem hochintelligent heimgekehrten Affen geschrieben werden, den die NASA 1961 ins Weltall beförderte. Zwei Soloprogramme sollen noch folgen, nach dem vierten will Lisa Eckhart sich zurückziehen. Ist das ihr Ernst? Das wäre wirklich eine Affenschande, denn wenn Lisa Eckhart eine Bühne betritt, dann steht dort nicht nur der Hochadel der Eloquenz, sondern auch eine Königin am richtigen Ort. Lisa Eckhart is a happening in herself, brilliant with witty provocations and raven-black humor on German-speaking cabaret stages. She’s won a number of prizes including the Salzburger Stier in 2019. Whenever the 28-year-old Austrian walks on stage, the audience is awed by the eloquence of this highly-sophisticated verbal acrobat. She is currently touring with her second solo program >Die Vorteile des Lasters

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