08/09 FEATURE memo-media.de memo-media.de große OPER Chilly Gonzales ist der Grenzgänger am Flügel Das AquaSonic-Ensemble klingt auch unter Wasser Der Geiger Gidon Kremer ist ein Jahrhundertkünstler dort aus geht es rund. Er ist auf den großen internationalen Konzertbühnen zu Hause und eroberte im letzten Jahr sogar die legendäre Alpenfestung des Montreux Jazz Festivals. Auch vor Hip-Hop und Elektro-Elementen zeigt er keinerlei Scheu. Sein gesamtes Œuvre ist inklusiv. Dabei ist die Bühne noch mehr sein Zuhause als das Tonstudio. Bei seinen Auftritten trägt er gerne einen Hausmantel. Seinen Titel »Never Stop«, der die drei rudimentären Noten Fis-A-H rhythmisch variiert, nutzte Apple übrigens für die Fernsehwerbung bei der Einführung des iPads 2010. Gonzales Inspirationen sind französische und russische Komponisten, aber auch Mingus, Monk oder Miles Davis. Die Unterordnung unter das Durchkomponierte zieht er dem exaltierten Einzelkünstler vor. Musikalisch ist er diszipliniert. Brav ist er mitnichten. FIDDLER ON THE ROOF Wenn es um überwältigende Emotionen geht, kann kaum ein Genre mit der klassischen Musik mithalten. Die ist nämlich gar nicht elitär, sondern macht Gänsehaut und Glückstränen. Wenn der Jahrhunderttenor Luciano Pavarotti zur Arie »Nessun dorma« abhob, war das immer so ein Gänsehautmoment. Oder als Yehudi Menuhin allein Bartók solo in der Rotunde des Guggenheims in New York anstimmte. Die Sonata hatte der Ungar dem Weltenbürger Menuhin auf den Leib und auf die Seele geschrieben. Und dann gab es natürlich noch die Überwältigungsmusik eines Richard Wagners. Der Weltzerstörer Hitler liebte den Erbauer Walhalls, wie Rudolf Augstein schrieb, und sah sich selbst wohl als den Siegfried in der »Götterdämmerung«. Fotos: Alexandre Isard, Sony BMG/A. Malschick, Jens Peter Engedal, Paolo Pellegrin Klassische Musik wurde immer gern zur Inszenierung genutzt, so wie heute die Werke des Hollywoodkinos. Welcher Event kam zu Anfang des Jahrtausends ohne das großorchestrale »Pirates of the Caribbean« aus. Der Deutsche Klaus Badelt schrieb übrigens auch die Musik für die Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking. Musik hat eine große Bandbreite. Warum diese also nicht in ihrer Fülle nutzen? GAMES WITHOUT FRONTIERS Ein musikalischer Grenzgänger, wie es ihn seit Menuhin nicht mehr so gab, ist der kanadische Pianist und Musiker Chilly Gonzales, der bürgerlich Jason Charles Beck heißt und inzwischen in Köln lebt. Von Ein anderer grenzüberschreitender Künstler hat als Geiger das Dach des menuhinschen Olymps bereits erklommen. Der lettisch-deutsche Gidon Kremer bevorzugt dafür eine Nicola Amati aus dem Jahr 1641. Auf der spielt er nicht nur Schostakowitsch – Kremer stammt aus der Sowjetunion – , Bach und Britten, sondern auch den großartigen Tangokönig Astor Piazzolla oder den Hephaistos der neuen Kammermusik, Michael Nyman, dessen erstes Violinenkonzert er uraufführen durfte. Gidon Kremer gehört zu den Künstlern, die das junge 21. Jahrhundert interpretatorisch prägen wie Menuhin und Pavarotti das zwanzigste. Dabei ist er kein Youngster mehr. Seine Solokonzerte sind ein Genuss der Konzentration und Leichtigkeit. Andere arbeiten ihre Noten. Kremer wandelt sicher, juvenil und leichtfüßig zwischen ihnen. Der Weg ist immer schon das Ziel des Begnadeten. Man sollte die Zeit nutzen, um doch einmal im Leben dabei zu sein. LA MER Ganz, ganz fern von ausgetretenen Pfaden schwebt die dänische Sängerin Laila Skovmand mit ihren AquaSonic-Ensembles in bislang unerhörte Dimensionen der Unterwasserwelt. Sie fand einen Weg, ihre Stimme in großen Aquarien erklingen
Laden...
Laden...
Follow Us
Instagram
Facebook
LinkedIn