08/09 FEATURE memo-media.de MUSIK OHNE ANGST VOR VERSTAND UND GROSSEN GEFÜHLEN Dein ist mein ganzes Herz
memo-media.de Luciano Pavarotti war eine Jahrhundertstimme. Kaum ein Tenor war so emotional wie er. Er war ein italienischer Vulkan. Richard Tauber war auch so eine Jahrhundertstimme, schon ein paar Jahrzehnte zuvor. Diese Stimme des von den Nazis vertriebenen Österreichers, der verarmt im Exil starb und für dessen Beerdigung Marlene Dietrich aufkam, kennt man heute nur noch von alten Schellackplatten. Die Grandiosität drängt sich vorbei an Kratzern und Rauschen und quillt geradezu aus den Rillen. Vor dem Krieg war er ein internationaler Superstar. Er war populär. Lehár schrieb ihm Arien auf den Leib. Zu gefühlig, meinten manche – vor allem deutsche Arier. Das warf man ihm vor. Und, Jude zu sein. Bullshit. Er reiste konzertant um die Welt, später machte er Truppenbetreuungen für die Alliierten. Ein Konzert mit ihm muss ein exorbitantes Erlebnis gewesen sein. Emotionen waren nämlich immer schon ein großes Ding, wenn es um Musik ging, und man sollte keine Angst davor haben. Emotionen machen Stars. » ES MUSS WAS WUNDERBARES SEIN Fotos: Gregor Hohenberg, EMI/www.richard-tauber.de Max Raabe aus Berlin Hauptstadt, eigentlich Matthias Otto aus Lünen, hat sich dem Andenken der frühen großen Stars und Songs der 20er und 30er und deren Angedenken verschrieben. Der ausgebildete klassische Bariton lässt sich aber auch neue Songs auf den Leib schreiben oder schreibt diese zuweilen sogar selbst. »Küssen kann man nicht alleine« war ein großer Hit von Annette Humpe. »Kein Schwein ruft mich an« war ein Hit der frühen Neunziger, den er selbst verfasste. Der elegante Gentleman bemüht sich immer um absolute Detailtreue. Mittlerweile bereist auch er mit dem Palast Orchester die Welt. Ein wichtiger Schritt seiner Karriere war das Spiegelzelt-»Weiße Rössl am Wolfgangsee« in der inzwischen berühmtberüchtigten Bar jeder Vernunft. Als Dr. Siedler brillierte er mit Otto Sander, Meret Becker und den Geschwistern Pfister. Im Moment macht Raabe eine Sommerpause, um ab Herbst wieder mit dem aktuellen Programm »Das hat mir noch gefehlt« die Bühnen zu erobern. Seit der mit dem Echo ausgezeichneten CD »Charming Weill« gibt es bei Max Raabe und seinem Palast Orchester auch Pop-Titel, die er im Stil der Zwanziger spielt. Die Versionen von »Sex Bomb«, »Kiss« oder »Super Trouper« schlängeln sich direkt ins Ohr. Max Raabe kann nostalgisch klingen wie kein anderer. In Sachen Nostalgie ist er ein unbestrittener wie internationaler Star.
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